Wie finde ich Logopädinnen für meine Praxis?

Inhaltsverzeichnis

Der Fachkräftemangel unter Logopädinnen ist vermutlich die größte Sorge der Branche. Die Bundesagentur für Arbeit listet Sprachtherapeutinnen auch 2020 als Engpassberuf, übrigens genau wie Physio- und Ergotherapeutinnen (Quelle).

In Studien von 2014 und 2017 geben 22%, bzw. 50% der Sprachtherapeutinnen an, dass sie darüber nachdenken den Beruf zu wechseln. Die Studien sind sicherlich etwas in die Jahre gekommen und unter anderen Umständen (insb. niedrigerer Vergütung) entstanden. Dennoch bleibt die Frage die jede Praxisinhaberin umtreibt:

Wie finde ich unter diesen Umständen Personal? 

Natürlich beschäftigen auch wir in der Palabra Praxisgruppe uns mit dem Thema. Täglich und mit einem eigenen Recruiting Team. Wir haben viel ausprobiert und werden noch mehr testen. Hier möchten wir teilen, was bei uns gut funktioniert hat. Es handelt sich hierbei um unsere subjektive Erfahrungen aus einer recht kurzen Zeit und nicht um in “Stein gemeißelte Wahrheiten”. Wir freuen uns über Kritik und Kommentare.

#1 Die richtige Ansprache

Durch den Fachkräftemangel, gibt es quasi keine arbeitslosen Logopädinnen. Das heißt im Umkehrschluss man muss Therapeutinnen abwerben oder aber Berufseinsteigerinnen einstellen, die ihre Ausbildung/ Studium abschließen. Wir unterscheiden in min. 3 unterschiedliche “Zielgruppen”:

  1. Berufseinsteigerinnen. Diese Gruppe schließt ihre logopädische Ausbildung oder Studium ab oder steht kurz davor.
  2. “Aktiv Suchende”. Diese Logopädinnen haben entschieden, dass sie ihren Job wechseln wollen. Sie suchen aktiv auf Jobportalen oder (viel häufiger) sprechen Freunde/ Bekannte an. Diese Gruppe ist recht einfach zu erreichen (siehe unten), aber in unserer Erfahrung auch nicht besonders groß.
  3. “Wechselwillig, aber”. Sind wie der Name sagt, grundsätzlich wechselwillig, bspw. weil sie unzufrieden oder unglücklich in ihrer aktuellen Praxis sind. Aber irgendwas hält sie bisher davon ab sich aktiv zu bewerben. Sei es die Unsicherheit, einen neuen Job zu suchen, die Bindung zu ihren Patienten, etc. Je nach Studie sind dies teilw. +50% der Arbeitnehmerinnen (Link) und daher mit Sicherheit die größte Gruppe, aber auch der Schwierigste.

Im Recruiting sollten Praxisinhaberinnen mindestens diese drei Zielgruppen im Kopf haben, wenn sie Anzeigen schalten/ entwerfen. Im Fachjargon heißt dies: zielgruppengerechte Ansprache.

Was können Sie tun?

  • Um Berufseinsteigerinnen werben wir direkt an den Hoch-/Schulen. Auf den Jobboards, in speziellen Facebook Gruppen, auf Jobmessen. Hier einige Fragen, die helfen können:
    • Können Sie ihre Praxis an Berufsinformationstage der logopädischen Schulen vorstellen?
    • Bewerben Sie aktiv Praktika Positionen?
    • Befragen Sie ihre ehemaligen Praktikantinnen warum sich diese für oder gegen ihre Praxis entschieden haben?
  • Die “Aktiv Suchenden” sprechen wir über die gängigen Facebook Gruppen und Jobportale an. Achten Sie hier insbesondere auf Punkt #3 “mobile Lesbarkeit”. Da man den Zeitpunkt, wann Bewerber aktiv Suchen schlecht abschätzen kann, lohnt es sich dauerhaft auf den Portalen vertreten zu sein.
    • Wie oft/ lange schalten Jobanzeigen auf den großen Portalen?
    • Wie einfach sind diese Jobanzeigen auf dem Handy zu lesen?
  • Die “Wechselwilligen” sind die Herausforderung. Hier muss man andere Wege gehen, bspw. die direkte Ansprache über Soziale Netzwerke. Sehr erfolgreich sind hier Empfehlungen von aktuellen Mitarbeiterinnen. Außerdem benötigt es in unserer Erfahrung mehrere unverbindliche Gespräche bis es zu einer Bewerbung kommt.
    • Haben Sie ein “Freunde-werben-Freunde” Bonus, der ihre Mitarbeiterinnen für eine erfolgreiche Anwerbung belohnt? (Setzt ein sehr glückliches Team als überzeugende Botschafter voraus)
    • Wie oft sprechen Sie mit/ treffen sich mit Logopädinnen, die ggf. noch gar nicht suchen?
    • Sind sie auf sozialen Netzwerken wie Facebook/ Insta/ Xing/ LinkedIn mit einem Profil vertreten?

#2 Bewerben sie sich

Durch den Fachkräftemangel können sich Logopädinnen quasi aussuchen wo sie arbeiten. Sie haben in aller Regel die Wahl aus diversen Jobangeboten. Daher gilt umso mehr, dass Sie sich auch als Arbeitgeber bei der Bewerberin bewerben. Das beginnt damit, dass Bewerberinnen versuchen, sich ein Bild von Ihrer Praxis und dem Team zu machen. Im Bewerbungsgespräch sollten sie sich Zeit nehmen, auf Fragen der Bewerberin einzugehen. Geben Sie ihr die Möglichkeit das Team kennenzulernen.

Was können Sie tun?

  • Nutzen Sie ihre Homepage nicht nur als Anlaufstelle für Patienten, sondern auch für Bewerberinnen
  • Vermitteln Sie ein Bild von ihrer Praxis und ihrem Team, bspw. durch Zitate von Mitarbeitern, schildern sie ihre Werte und warum sie ein toller Arbeitgeber sind
  • Professionelle Bilder sind eine lohnende Investition
  • Modernisieren Sie ggf. ihre Homepage
  • Ermöglichen Sie Bewerberinnen ihr Team kennenzulernen.

#3 Für die mobile Nutzung optimieren

90% der Facebook Nutzer in Deutschland nutzen das Netzwerk mit dem Smartphone (Link). Die Zahlen für Google Suchen sind ähnlich (Link), dennoch sind nur wenige Webseiten logopädischer Praxen oder Jobanzeigen für die mobile Nutzung optimiert. Das erschwert es Bewerbern, sich ein Bild vom zukünftigen Arbeitsplatz zu machen. 

Was können Sie tun?

  • Investieren sie in eine mobil optimierte Webseite für ihre logopädische Praxis mit schönen Bildern vom Team
  • Wenn sie eine Jobanzeige posten, rufen sie diese einmal von ihrem Handy auf. Kann man alles lesen? Oder muss ich alles heranzoomen?
  • Ein Bild Video sagt mehr als 1000 Worte. Ein selbstgemachtes Bild vom Team und 3-4 Zeilen Text sind einfacher zu lesen, als eine ganze Jobanzeige. Eine Video noch besser, denn der “Feed ist tot” (Zitat unserer HR Leiterin Josefine)

Unterm Strich

Wir haben in den letzten Monaten vor allem eines gelernt: Recruiting braucht Zeit. Es braucht Zeit, sich um die unterschiedlichen Kanäle zu kümmern. Es braucht Zeit zu verstehen, was die verschiedenen Zielgruppen anspricht. Es braucht Zeit sich als Praxis/ Arbeitgeber vom Rest zu differenzieren. Es gibt keinen golden Schlüssel, aber viele kleine Stellschrauben, die den Unterschied machen.

Fortsetzung folgt…

Über Palabra: Wir sind eine junge, schnell wachsende Praxisgruppe, die logopädische Praxen in Berlin und in Kürze auch in Leipzig betreibt. Unser Antrieb ist der beste Arbeitgeber der Heilmittelbranche zu werden. Mehr über unsere Gründungsgeschichte erfahrt ihr in diesem Post.

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