Stottern bei Kindern: Das können Eltern tun

Stottern bei Kindern

Inhaltsverzeichnis

Stottert ihr Kind plötzlich, sind Eltern häufig besorgt und ratlos. Wie reagiere ich auf das Stottern meines Kindes? Bin ich schuld daran, dass mein Kind stottert? An wen kann ich mich wenden?

 

Stottern gehört zu den Redeflussstörungen und ist zu circa 70-80% genetisch bedingt und beginnt häufig mit dem 3. oder 4. Lebensjahr. Ob Ihr Kind stottert, hängt also maßgeblich von den Genen ab. Hinzu kommen auslösende und aufrechterhaltende Faktoren, die das Stottern Ihres Kindes positiv oder negativ beeinflussen können. Wenn Sie das Gefühl haben, dass bei Ihrem Kind nicht nur physiologische (also völlig normale) Redeunflüssigkeiten auftreten, sondern echtes Stottern, welches sich durch Lautwiederholungen, Dehnungen, Blockierungen und manchmal auch Begleitsymptomatik äußert, so suchen Sie zunächst Ihren Hausarzt auf. Dieser kann Ihnen eine Verordnung für Logopädie ausschreiben.

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Wie unterschiede ich normale Redeunflüssigkeiten von echtem Stottern bei Kindern?

Redeunflüssigkeiten hören sich in etwa so an:

“Mama, gestern in der Kita also da war.....da war....da hat Lisa mich geschubst und dann also, dann also ist sie....ist sie also also dann....”

Ihr Kind stellt die Sätze immer wieder um und wiederholt einige Satzteile, weil es seine Gedanken und das Gesagte innerlich noch nicht fertig strukturiert hat, dies holt es während des Sprechvorgangs nach.

Stottern dagegen äußert sich durch die Wiederholung oder Dehnung einzelner Laute oder Silben.

“Da-da-da-da war ein Junge und d-d-der hhhhhhat mich ge-ge-ge-gefragt ooooob....”

Es können auch stumme Blockierungen auftreten. Bei erhöhtem Sprechdruck kann sich das Stottern verstärken, es kann aber auch einfach so in entspannten Situationen auftreten.

Worauf sollten Sie bei der Auswahl einer logopädischen Praxis achten?

Bei der Auswahl einer logopädischen Praxis sollten Sie trotz langer Wartelisten genau erfragen, ob ein erfahrener Logopäde oder eine erfahrene Logopädin Ihr Kind behandeln wird. Stottern ist ein relativ selten auftretendes Störungsbild und nur wenige Logopäden/Logopädinnen sind darauf spezialisiert. Wir verfügen in vielen Praxen über spezialisierte Logopäden und Logopädinnen. Fragen Sie hier einen Termin an. Oftmals ist noch keine Therapie notwendig. Der Logopäde/die Logopädin lernt Ihr Kind kennen und informiert Sie und andere Einrichtungen wie die Kita, die Schule oder den Hort und andere Beziehungspersonen umfassend über das Störungsbild Stottern und wie Sie am besten damit umgehen. Die Remissionsrate bei Stottern (spontane Rückbildung) ist im Kindesalter noch sehr hoch, sodass ein offener und förderlicher Umgang damit bereits viel Positives bewirken kann.

Wie verhalten Sie sich am besten im Umgang mit Ihrem stotternden Kind?

Wir haben die wichtigsten Tipps für Sie zusammengefasst:
  • Vernachlässigen Sie die Form des Sprechens! Fokussieren Sie sich darauf, WAS Ihr Kind sagt und nicht WIE es etwas sagt.

  • Vermeiden Sie gut gemeinte Hinweise wie “Atme erstmal tief ein, bevor du sprichst”, “Versuch es nochmal” oder “Denk nach, was du sagen möchtest, bevor du sprichst.”

  • Begegnen Sie dem Stottern Ihres Kindes in einer offenen und unterstützenden Weise. Wenn Ihr Kind das Bedürfnis zeigt, über Angst oder Schamgefühle zu sprechen, so gehen Sie feinfühlig darauf ein und nehmen Sie Ihr Kind ernst. Sie können das Stottern beispielsweise benennen, indem Sie sagen “Die Worte kommen momentan nicht richtig raus, oder?”

  • Fördern Sie ein faires Abwechseln beim Erzählen und unterbrechen Sie Ihr Kind nicht. Schaffen Sie eine entspannte Gesprächsatmosphäre und verringern Sie den Sprechdruck und das Anforderungsniveau. Nehmen Sie keine Worte oder möglichen Äußerungen vorweg. Jede selbst gefundene Äußerung Ihres Kindes hilft ihm, die eigene Sprache zu entwickeln!

  • Wenden Sie sich Ihrem Kind zu, nehmen Sie immer wieder Blickkontakt auf, während es erzählt und vermitteln durch Wiederholung dessen, was Sie verstanden haben, dass Sie zuhören.

  • Seien Sie ein gutes Sprechvorbild! Sprechen Sie ruhig, entspannt und in einem angemessenen Tempo mit Ihrem Kind.

  • Geben Sie sich und Ihrem Kind keine Schuld. Viele verschiedene Faktoren beeinflussen das Stottern Ihres Kindes. Sie als Eltern können Ihr Kind bei der Verbesserung seiner Kommunikationsfähigkeit unterstützen.

  • Informieren Sie sich über kindliches Stottern. Wir empfehlen die Seite der Bundesvereinigung für Stottern und Selbsthilfe (bvss.de)

Bildquelle

Bild von Volodymyr Hryshchenko von Unsplash

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